Enzyklika "Evangelium der Freude"Papst Franziskus: So wünsche ich mir die Kirche

Das Apostolische Schreiben "Evangelium der Freude" von Papst Franziskus skizziert in werbendem wie selbstkritischem Ton das Profil einer sich wandelnden Kirche in einer sich wandelnden Welt.

Freudvoll, missionarisch, bescheiden im Auftreten, niemanden ausschließend und mit einer besonderen Liebe zu den Armen: So wünscht sich Papst Franziskus das Erscheinungsbild der Kirche. In seinem ersten apostolischen Schreiben hat er in einer klaren Sprache und einem sowohl werbenden als auch selbstkritischen Ton die dazu notwendigen inneren und äußeren Haltungen dargelegt. „Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist.“ Vielmehr träumt der Papst von einer „Kirche mit offenen Türen“, die davon beseelt ist, „alle zu erreichen“. Sämtliche Reformen haben diesem Ziel zu dienen.

Die Seelsorger rief er auf, die Freundschaft mit Jesus in den Mittelpunkt zu stellen und die Kirche als barmherziges Vaterhaus erlebbar zu machen. Sie sollten sich nicht als „Kontrolleure der Gnade“ aufspielen. „Wenn diese Einladung nicht stark und anziehend leuchtet, riskiert das moralische Gebäude der Kirche, ein Kartenhaus zu werden.“ Auch die Türen der Sakramente dürfen nicht aus einem beliebigen Grund geschlossen werden. Das gelte vor allem für die Taufe, aber auch für die Eucharistie, die, „obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen“ sei.

Die Bischöfe rief er auf, den Dialog mit dem Volk Gottes und seinem Glaubenssinn zu suchen und ihre „authentische Lehrautorität“ einzusetzen. „Es ist nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt.“ Eine übertriebene Zentralisierung kompliziere das Leben der Kirche und die missionarische Dynamik. Auch müsse man über eine „Neuausrichtung des Papsttums“ nachdenken. Diesbezüglich sei man seit dem Aufruf von Papst Johannes Paul II. „wenig vorangekommen“ . Ein großes Kapitel ist der kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung gewidmet, die „an der Wurzel ungerecht ist“. Der Papst räumt ein, dass die Kirche kein Patentrezept hat, um alle Pro­bleme zu lösen, kritisiert aber scharf „die Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht“, die ausschließe und töte. Die absolute Autonomie der Märkte bewirke gerade nicht eine größere Gleichheit und eine Teilhabe der Armen, sondern eine „globalisierte Gleichgültigkeit“. Finanzspekulationen, Korruption und Steuerhinterziehung seien Auswüchse einer tiefen anthropologischen Krise. Hinter dem „Fetischismus des Geldes“ verberge sich die Ablehnung Gottes.

Ausführlich erläutert Franziskus die Bedeutung von Katechese und Homilie sowie seine Hoffnung auf eine geläuterte Volksfrömmigkeit als Motor der christlichen Inkulturation. Relativ knapp fällt dagegen das Kapitel über den Dialog der Kirche mit Wissenschaft und Kultur aus. Die Problematik überholter Gottesbilder und -vorstellung kommt darin nicht vor. Im interreligiösen Dialog bittet Franziskus islamische Regierungen inständig, den Christen dieselben Freiheiten zu gewähren, „welche Angehörige des Islam in den westlichen Ländern genießen“.

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