Ostern - Fest der AuferstehungAuf Tod und Leben

Ostern ist ein Widerstand und Aufstand gegen den Tod und die Tode unserer Zeit.

Tod und Leben, die kämpften unbegreiflichen Zweikampf; der Anführer des Lebens, der starb, herrscht nun lebend. Maria Magdalena, sag uns, was du gesehen … Das Grab des Herrn sah ich offen und Christus von Gottes Glanz umflossen. Er lebt, der Herr, meine Hoffnung, er geht euch voran nach Galiläa.“ So heißt es in dem liturgischen Osterjubel „Victimae paschali laudes“ (11. Jahr­hundert). Die Versöhnung des Menschen mit Gott wird dramatisch als Kampf auf Leben und Tod vorgestellt, aus dem Jesus als Anführer des Lebens hervorgeht. Von einem wirklichen Zweikampf, einem Duell zwischen Tod und Leben handelt die Osterliturgie.

Duelle mit Waffen sind nicht mehr geläufig. Das heißt aber nicht, dass es keinen Tod mehr gibt. Sein Vorrücken geschieht heute eher leise und vielleicht weniger dramatisch. Ebenso verhallen unauffällig die Versuche des Widerstands und des Aufstands gegen die Tode unserer Zeit. Vieles ist gleichgültiger geworden. Unter dem Vorzeichen einer scheinbaren Toleranz soll alles seinen Platz haben: Krieg und Frieden, Leben und Tod, Wahrheit und Lüge. Tod und/oder Leben: Das ist eher eine Frage der Unterhaltung und der me­dia­len Inszenierung geworden, gerade dann, wenn es sich um Katastrophen, Kriege oder um Krankheit und Sterben handelt.

Ist der Tod also kein Thema mehr? Ist Auferstehung ein Mythos, von dem die Zeitgenossen ein andermal hören wollen, ein Märchen, das nicht mehr interessiert?

Leben wollen die Leute schon. „Ich will endlich selbst leben“, so jemand, der es in der Ehe und in der Familie nicht mehr aushält, diese Lebensform als Korsett empfindet. In der Werbung, die ja sehr nahe an den Lebensgefühlen dran ist, haben Worte wie „vital“, „biologisch“, „life“, „vita“, also lauter Lebensworte, Konjunktur. Und doch ist es nicht so einfach, das richtige, das gute Leben zu finden. Manche machen sich und andere vor lauter Hunger und Durst nach Leben kaputt.

Gott ist ein Freund des Lebens, heißt es im Buch der Weisheit (11,26). Das „Evangelium vom Leben“ steht im Kontrast zur „Welt des Todes“. Überall da, wo Leben abgeschnitten wird, wo Beziehungen zerstört, wo Menschen in Vereinsamung gefallen sind, da ereignet sich der Tod mitten im Leben. Formen des Todes sind: nicht mehr gebraucht zu sein, abgeschrieben zu werden, zum alten Eisen zu gehören, keine Zukunft zu haben, zu resignieren, bloß oberflächlich zu leben. Tot ist nach biblischem Verständnis der Egoist, der Erkaltete, der Zynische. Lebendig hingegen ist der zur Wandlung, zur Umkehr, zur Hoffnung Bereite.

Gott ist der, der die Toten lebendig machen kann. Die Auferstehung ist ein Testfall des Glaubens. Kirche will von ihrem Selbstverständnis her ein Ausrufezeichen für den Gott des Lebens sein. Sie setzt einen Punkt und macht zugleich ein Fragezeichen, ob das Leben mit all dem schon ausgeschöpft ist, was sich unmittelbar darbietet, oder ob es nicht doch auch erlaubt ist, auf tiefere Dimensionen hinzuweisen und einzugehen. Braucht es in dieser Welt nicht Menschen, die sich weigern, nicht zu hoffen?

Der umfassende Schutz des Lebens ist eine Grundhaltung der Bibel. Überall werden leider Ausnahmen sichtbar. Bis in die Gegenwart werden Todesstrafe und Präventivkriege gerechtfertigt. Sie führen zu unsäglichen Leiden durch die Tötung von Tausenden und Abertausenden. Da gibt es strukturelle Gewalt, wo vielen Menschen das Leben oder Lebenschancen genommen werden. Die gesellschaftlichen Debatten um embryonale Stammzellforschung, Präimplantationsdiagnostik, Abtreibung und Euthanasie stehen in intensiver Wechselwirkung mit Problemen mitten im Leben wie Zugang zu medizinischer Behandlung und Leistung, soziale Lebensbedingungen, Bildung als wichtige Grundlage für Lebenschancen, Vorsorge im Alter, Sicherheit, Frieden. Was mit Blick auf die Ränder des Lebens besprochen wird, ist ein Signal für das, was uns künftig auch in der Lebensmitte betreffen kann.

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