Am Haff, den Schienen entlang

Zwei Herren mit Korb führen mit CIG-Autor Christian Heidrich eine kleine Fachsimpelei über die Pilzsaison. Später verfolgt er den Fußballkrimi Deutschland-Polen im einheimischen Fernsehen mit dem historischen Sieg der Polen.

Am Haff, den Schienen entlang
© Christian Heidrich

„Ja, es gibt einen anderen Weg nach Frombork (Frauenburg). Sie brauchen nicht an der Straße zu gehen. Behalten Sie einfach die Schienen im Blick!“ Die Auskunft ist klar, und mit den Schienen ist die Bahnstrecke gemeint, die von Elblag über Frombork bis nach Braniewo führt, seit etlichen Jahren aber nur noch als Touristenattraktion im Juli und August aufrechterhalten wird.

Und tatsächlich ist es möglich, so nach Frombork zu gelangen, doch einfach ist es nicht. Eine klare Beschilderung fehlt, an den Weggabelungen bin ich etliche Male ratlos. Dass der Belag ständig wechselt, hin und wieder zum Schlamm wird, und ich eine längere Strecke „auf“ den Schienen gehen muss, macht die Strecke so spannend wie unbequem. Zudem spüre ich wieder seit Langem, wie unangenehm Brennnesseln sein können.

Aber ja, die Schienen sind immer wieder zu sehen - und auch das Haff, das an diesem Samstagvormittag eher von Regentropfen denn Sonnenstrahlen umtanzt wird. Erstaunlich übrigens, wie schnell sich die Natur den Raum, der nicht gepflegt wird, „zurückholt“. Bewachsen ist die Gleisanlage, von Grünem umwuchert, glitschig. Fuhren hier vor wenigen Wochen noch Züge?

Gleich hinter Tolkmicko sehe ich in einer kleinen, „versteckten“ Bucht Rauch aufsteigen. Zwei Ehepaare grillen Fische am offenen Feuer. „Samstagsvergnügen“, sagen sie mir. Ein Teil ist selbst geangelt, ein Teil wird dazugekauft, wie es sich ergibt. Sie nennen Zander, Aal und auch „leszcz“, ein Wort, das ich nicht kenne. Später sehe ich nach: Es ist die Brachse oder Brasse aus der Familie der Karpfen, die es auch „in Ufernähe des Baltikums“ gibt. Aha! Vom Aal probiere ich ein Stückchen. Gegrillt, geteilt und am Haff: Es kann nur munden!

Einige Kilometer weiter, auf einer Lichtung, eine kleine Fachsimpelei über die Pilzsaison, die in Polen offensichtlich nie zu Ende geht. Zu trocken sei das Wetter, meinen die beiden Herren, sonst gäbe es im Oktober mehr zu holen. Doch sie wollten sich nicht beschweren, die Ausbeute in diesem Jahr sei ordentlich.

Das letzte Stück, rund drei Kilometer, muss ich dann doch noch auf der Straße gehen. Die Autos haben es eilig, und ich bin froh über den grünen Seitenstreifen. In Frombork, am Ortseingang, dann ein Schild: Fischbraterei, 300 Meter. Es wurde dann kein „leszcz“, ein Zander immerhin.

Am Rande:
Im Hotel „Kopernik“ in Frombork bekomme ich noch ein „letztes“ Zimmer. Dabei ist das ein großes Haus mit zwei Stockwerken. „Wir haben zwei Busse aus Deutschland“, sagt die Dame an der Rezeption. „Die Busgäste bleiben häufig vier, fünf Nächte, fahren von hier aus nach Marienburg, Danzig oder in die Masuren.“ Dementsprechend sind auch die Fernsehprogramme eingerichtet: ARD und ZDF als „1“ und „2“.

Um den Fußballkrimi Polen - Deutschland zu sehen, reichen dann die beiden Öffentlichen doch nicht. Ich schaue mir die Übertragung im polnischen Fernsehen an. Viel ist von Historie und Wendepunkt die Rede. Dabei geht es auch kürzer: Sieger ist, wer die Tore schießt. Da genügen zwei wunderbare Momente. Gratulation!

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